Meister Röckle
Zeitgenössische Oper
Die Neue Musik besitzt in Deutschland einen einmaligen, historisch gewachsenen Facettenreichtum und ist eine der lebendigsten Gegenwartskünste. Sie wird aber zur Zeit nur von einem geringen Teil des kulturell interessierten Publikums als solche wahrgenommen. Hinzu kommt, dass seit 1945 die musikalischen Entwicklungen im geteilten Deutschland getrennt verliefen und die Rezeption des Werkes des jeweils anderen deutschen Staates nicht aufgearbeitet ist. Mit einem Nicht-Zur-Kenntnis-Nehmen dieser Traditionen ist es nicht getan. Doch man kann nicht neugierig werden auf etwas, das man nicht kennt. Oftmals reicht ein Blick in die Archive, um interessante Werke der zeitgenössischen deutschen Opernliteratur (wieder) zu entdecken und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. |
Inhalt
"Meister Röckle" von Joachim Werzlau (1913-2001) wurde als Auftragswerk der Staatsoper Berlin am 3. Oktober 1976 uraufgeführt. Dort wurde es 60 mal gespielt. Zahlreiche Aufführungen in der DDR und im Ausland folgten - seit 1989 ist das Werk von den Spielplänen verschwunden. Günther Deicke (1922-2006) entlehnte die alte Fabel über den Wettstreit zwischen Teufel und Mensch dem Kinderbuch "Meister Hans Röckle und Mister Flammfuß" von Ilse und Vilmos Korn. Vorlage für diese Erzählung war ein Märchen, das Karl Marx seinen Kindern erzählt haben soll. Um den Preis der ewigen Verdammnis in der Hölle erhält Meister Röckle vom Teufel den Sonnenstein, der ihn befähigt, außergewöhnliche Dinge zu erfinden. Mit List und Einfallsreichtum kann er sich schließlich sogar dem Teufel entziehen. |
Musik
Joachim Werzlaus Komposition zeichnet sich durch vielfältige und abwechslungsreiche musikalische Mittel und Formen aus. Die Palette der Strukturen reicht von volksliedhaften Melodien bis hin zu parodisierten Märschen und Tangos, von A-cappella-Gesängen zu polyrhythmischen Passagen. Den Hauptpersonen des Stückes ist jeweils ein musikalischer Gestus zugeordnet. Vor allem die beiden Widersacher Röckle und der Teufel sind musikdramaturgisch streng getrennt. Ähnlich der melodischen Struktur werden auch die Klangfarben des Orchesters zur Charakterisierung der Personen und Situationen verwendet. Einzelne Instrumente übernehmen dramaturgische Funktionen, so sind z. B. das Klavier dem Meister Röckle, die Oboe dem Teufel zugeordnet. weiter>> |